Makro-Duell:    EF100L IS USM vs. Tamron SP90 VC USD



Das Foto entstand mit einem EF100L, dass ich zur Hand hatte.
Für die unten angezeigte Bilder ist ein anderes EF100L verantwortlich. Zw. den beiden EF100L waren keine Unterschiede feststellbar.
Beide benötigten keine AF Feinkorrektur (micro adjustment) und fokussierten auf den Punkt.

Jetzt geht es aber mit dem Vergleich -EF100L IS USM und Tamron SP90 VC USD- los.

Das SP 90 VC USD macht einen guten Eindruck. Ich hatte die Linse zum zweiten Mal an der Kamera, allerdings zum ersten Mal in direkter Gegenüberstellung zum EF100L IS USM.
Das SP90 arbeitet schnell und nahe zu lautlos. Der breite Fokusring mit vollem Zugriff beim AF ist richtig bequem.
Fokus-Weg von Unendlich zu Makro 1:1 (ca 30 cm Entfernung) bei manueller Scharfstellung ist deutlich länger als bei dem EF100L, wodurch eine präzise, manuelle Einstellung der Schärfe ein wenig einfacher ist als beim Canon Produkt, dauert dafür -wenn man bei Canon bereits geübt ist- ein Tick länger. AF braucht bei den beiden Optiken ca. 1 Sekunde um ganzen Bereich durchzufahren. Die Unterschiede sind in der Praxis nicht relevant. Benutzung des Fokuslimiters macht die Scharfstellung deutlich schneller.
Bis jetzt also alles Gewohnheit und recht dicht bei einander.

Die Unterschiede im Bildausschnitt resultieren aus andrerer (10mm) Brennweite und fehlendem Stativ.
Auffallend sind allerdings Unterschiede in Sachen bokeh - beim EF100L IS USM, fällt dieser viel weicher, harmonischer aus.


Bildexif: ISO 160 f2.8 1/1000s

Beim Scharfstellen (AF mit Spot) hat Tamron keine schlechte Figur gemacht, obwohl rein vom Gefühl her mehr am Pumpen war, als das EF100. Sonst kann man beide Optiken recht gut nutzen. Beide verfügen über Stabilisierung und 3-Zonen Fokuslimiter.





Beim aktuellen (Juni 2013) Straßenpreis von unter 500 Euro ist das Tamron sicherlich eine Alternative zum teureren EF100L IS USM. Dazu noch ganze 5 Jahre Garantie den 2 Jahren von Canon gegenüber, sind wohl auch ein Punkt wo man ins Grübeln kommen könnte.

Beide Optiken arbeiten problemlos mit dem DGX 1.4x 300PRO Konverter von Kenko



Was ich gar nicht probieren konnte, ist die Zusammenarbeit mit dem E-TTL Blitzsystem. EF100L IS USM überträgt die Entfernung-Infos für das Blitzsystem an die Kamera.
Ob das Tamron auch tut, schwer zu sagen.
Eine Stativschelle ist bei Tamron nicht vorhanden und nicht vorgesehen. Nötig oder nicht, kann man sich streiten - EF100L IS USM hat diese Option allerdings im Programm, auch wenn unverschämt teuer.
Gesamtlänge mit der Sonnenblende ist bei dem Canon Objektiv grösser, als beim Tamron.
Beide Optiken verfügen über IF, wodurch sich die Länge beim Fokussieren nicht verändert. Die Frontlinsen drehen nicht mit.  Dem Einsatz eines Polarisationsfilters steht also nichts im Wege.
Die Filtergösse ist bei Canon mit 67mm größer als beim Tamron (58mm). Die Filter sind also ein wenig teurer und bei den Ringblitzen muss man hier (EF100L IS USM) einen Adapter nutzen.
Von der anderen Seite, arbeitet man mit Canon L-Objektiven, braucht man im Normalfall eine der 3 Filtergrößen.
Meistens sind es 77mm oder 67mm, gefolgt von 72mm.
Arbeitet man mit original Optik, deckt man damit fast den gesamten Objektivpark ab (abgesehen von 16-35 Mk-II und 24-70 Mk-II mit 82mm).
Das schont den Geldbeutel, da ein vernünftiger CPL Filter mag schon einen 3-Stelligen Betrag ausmachen und beim Tamron müsste dieser (in 58mm Größe) extra gekauft werden.
Nutzung der step-up Ringe ist nur eine Notlösung, da in diesem Fall, keine Gegenlichtblende aufgesetzt werden kann.

Haptik des Tamron ist ok. Es fühlt sich anders als Canon, auch wenn beide Kunststoffgehäuse haben.
Was beim Tamron leicht negativ auffällt ist mechanisch anfällige Siebdruck-Beschriftung. Hier kann man sich ein wenig Sorgen machen - wie lange diese einen Einsatz unbeschadet übersteht.

Fazit:
Wenn Bokeh nicht oben auf der Wünschliste steht und andere genannte Punkte nicht ins Gewicht fallen - eine ernstzunehmende, vergleichsweise günstige Alternative zum Original.

Allerdings:
Für Canon sprechen meiner Meinung nach einige wichtige Punkte: eTTL übertragung für Blitzlichtsteuerung - bei Makro eine sehr wertvolle Sache, stimmiges Bokeh und auch nicht zuletzt die Wertstabilität. Hat man das Tamron mal für 800€ gekauft, bekommt dafür gebraucht rund 300€ wieder. Bei Canon dagegen gut 700€...

Nicht zu unterschätzen ist auch Kompatibilität mit den künftigen Kameras. Tatsache ist, dass ein Objektiv im Normalfall mehrere Kameras überlebt. Anpassung an Canon oder Nikon wird von Dritthersteller nur durch Reengineering realisiert, basiert also nur auf den aktuellen Modellen was nicht gewährleistet, dass die Optik auch mit kommenden Kameras richtig funktioniert.
Beispiele dafür gab und gibt es genug.

Desweiteren, arbeitet das EF100L IS USM hervorragend mit einem Telekonverter zusammen, wodurch man ein Makroobjektiv mit der Brennweite von 140- bzw. 200mm bekommt.


Bildexif: ISO 640 f16.0 1/250s  zus. Blitzlicht.


Bildexif: ISO 640 f8.0 1/500s